18.02.2009

Gadget-Alarm: Tosa Hocho Funayuki F165



Auf der Suche nach handgemachtem und preisgünstigem Schneidwerkzeug bin ich auf die Website von Tosa-Hocho gestoßen. Deren Betreiber, Herr Okamura, verkauft Messer, die in der japanischen Provinz Kochi, die früher Tosa hieß, handgeschmiedet werden. Erhältlich sind Messer in zwei Qualitäten, wobei beide - soviel vorweg - im Moment noch sehr preisgünstig sind. Individuelle Wünsche werden ebenfalls erfüllt. Ich habe mir dort ein Funayuki in der Standardqualität mit einer 16,5 cm langen Klinge für 34,- Euro gekauft. "Funa Yuki" lässt sich salopp mit "Geht mit aufs Boot" übersetzen, was den Verwendungszweck als Allroundmesser für Fischer, die es sowohl zum Zerschneiden von Seilen und Netzen als auch als Universalkochmesser benutz(t)en, gut umschreibt. Die Form, die an ein Boot (Funa) erinnert, stammt dem Namen nach vermutlich aus Funayuki, einem kleinen Küstenort auf Kyushu im Südosten Japans.

Und so kam es an, das Funayuki Bocho:



Das Messer sieht funktionell und recht archaisch aus, quasi Klinge pur plus Holzgriff ohne jeden Schnickschnack. Man kann auf seiner Klingenoberfläche noch deutlich die Schmiedehammerspuren sehen. Mir gefällt auch der farbliche Kontrast zwischen der schwarzen Schmiedehaut, der mattglänzenden Schneide und der glänzenden Schneidfase sehr gut. Auf der Klinge war, was man auf dem Bild oben gut sehen kann, ein glänzender Schutzlack, was bei der japanischen Luftfeuchtigkeit und einem nicht rostfreien Messer durchaus Sinn machen wird. Man kann ihn sicherlich bedenkenlos drauflassen, ich habe ihn allerdings mit etwas Nagellackentferner von Mitesserin abgemacht (ging problemlos).



Das Funayuki F165 wiegt 113 g und hat eine nicht rostfreie, 16,5 cm lange, dreilagige Klinge. Die mittlere Lage der Klinge, also die Schneidlage, ist aus Aogami (Blaupapierstahl) mit geratenen 60+ HRC. Die beiden äußeren Lagen sind vermutlich aus einfachem Eisen. Der Rücken ist in der Mitte 2 mm stark. Die Klinge, deren Erl wahrscheinlich von Hand einfach in den Griff eingebrannt wurde, sitzt gerade und weicht nicht nach links oder rechts ab. Legt man sie flach auf den Tisch, kann man einen minimalen Verzug feststellen, was wohl am mehrlagigen Aufbau (unterschiedliche Materialien) liegt und insbesondere in Anbetracht des sehr günstigen Preises völlig in Ordnung geht. Der Griff ist aus gewachstem Walnussholz. Die Zwinge ist allerdings aus Kunststoff, das geht aus ästhetischen Gründen eigentlich gar nicht, man kann aber bei einem Verkaufspreis von 34,- Euro gut damit leben. Auf die Kunststoffzwinge weist Herr Okamura mehrmals ausdrücklich auf seiner Website hin und bietet die teureren ZAKURI-Messer auch mit einer Büffelhornzwinge an, ich habe es jedoch schlichtweg überlesen.



Bereits bei Auslieferung war das Messer sehr scharf. Es schneidet durch Fisch und Fleisch wie durch weiche Butter. Gemüse und Kräuter sind ebenfalls kein Problem, nur harte Gemüse (Möhren, Fenchel, Sellerie), die spaltet es eher, als dass es sie schneidet. Das aber sehr sauber und geräuschlos, also nicht anders als die meisten erheblich teureren europäischen Küchenmesser dieser Größe auch. Die europäisch anmutende Klingenform erlaubt Wiegeschnitte, insofern muss man sich von der Schneidtechnik her nicht umstellen.
Fazit: Alles in allem ein gutes und scharfes Messer, das für die meisten Vorbereitungsarbeiten gut geeignet ist. Wer sich generell für japanische Messer interessiert und immer mal ausprobieren wollte, ob sie ihm liegen, sollte sich die Tosa Hochos in der Standardqualität ansehen, und das besser heute als morgen, denn Herr Okamura hat bereits erklärt, er müsse den Verkaufspreis zum 1. März moderat erhöhen. Ich habe für einen Preis von 34,-Euro jedenfalls noch kein besseres japanisches Messer in der Hand gehabt und werde mir ergänzend noch ein schwereres AiDeba bestellen. Und vielleicht noch ein Sujihiki. Messer kann man schließlich nie genug in der Küche haben,-)

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