30.01.2009

Ma Po Dou-Fu (麻婆豆腐) oder Spaghetti à la Sichuanese



Das sieht zwar aus wie italochinesisches Crossoverfood, ist aber tatsächlich ein traditonelles Gericht aus der chinesischen Provinz Sichuan. Der Legende nach lebte einmal am Stadtrand von Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, eine alte Frau. Die betrieb eine kleine Herberge für die armen Bauern, die am nächsten Tag auf dem Markt von Chengdu ihre Waren verkaufen wollten und sich kein Zimmer in der Stadt leisten konnten. Unter diesen Bauern war sie berühmt für ein sehr nahrhaftes und, typisch für die Provinz, sehr würziges Gericht aus Tofu und fein gehacktem Schweinefleisch. Und weil das Gesicht der alten Frau von vielen Pockennarben gezeichnet war, nannte man das Gericht "Tofu der pockennarbigen alten Frau", also "Ma Po Dou-Fu" oder "Ma Po Tofu".



Die Zutaten sind überschaubar. Ein wichtige Rolle spielt der Szechuanpfeffer, der nicht mit dem schwarzen Pfeffer verwandt ist. Die getrockneten Samenkapseln werden zunächst geröstet, bis man einen Geruch wahrnimmt, der ein wenig an ... nun ja, an Haschisch erinnert. Anschließend wird der Szechuanpfeffer zermörsert. Der Geschmack ist angenehm scharf, es prickelt auf den Lippen, die leicht taub werden.



Auch die übrigen Vorbereitungsarbeiten sind einfach:

Zunächst schneiden wir den Tofublock in 10 mm dicke Scheiben und legen diese zwischen etwas Küchenkrepp, damit das überschüssige Wasser aufgesaugt wird. Anschließend wird das Tofu in kleine Würfel geschnitten. Tofu lässt sich übrigens mehrere Tage problemlos unter Wasser in einer Dose im Kühlschrank aufbewahren, allerdings muss das Wasser täglich gewechselt werden, sonst bildet sich relativ rasch ein unangenehm riechendes Ferment.

Während das Nudelwasser Fahrt aufnimmt, werden Ingwer und Knoblauch gerieben und die Chilis schräg in Ringe geschnitten. Außerdem werden Tomatenmark, Hoisinsauce, dunkle Misopaste, Sojasauce und etwas warmes Wasser zu einem dünnflüssigen Brei verührt. Szechuanpfeffer, Hoisinsauce und Misopaste sind in jedem Asia-Shop zu bekommen und können in vielen asiatischen Gerichten verwendet werden. Szechuanpfeffer ist auch in europäischen Gerichten ein echter Überraschungseffekt. Man braucht also nicht besorgt zu sein, weitere "Ladenhüter" in der Küche stehen zu haben.

Für die Garnitur wird eine Frühlingszwiebel schräg in Streifen geschnitten. Gut passen außerdem kurz blanchierte Sojasprossen oder rohe Gurke, die in schmale Streifen geschnitten wurde.



Wenn vom Nudelwasser die ersten Blasen aufsteigen, wird das Hackfleisch mit etwas Salz gewürzt scharf angebraten. Auf halber Strecke geben wir geriebenen Knoblauch und Ingwer, die Chilistreifen und etwas Chiliöl dazu. Wenn das Hackfleisch fertig gebraten ist, löschen wir das Ganze mit einem Schuß Sherry ab, geben den Miso-Hoisin-Tomatenmark-Brei dazu und lassen es bei reduzierter Hitze für ca. 5 Minuten köcheln.

Jetzt heben wir vorsichtig die Tofu-Würfel unter, reduzieren die Hitze weiter und lassen alles für weitere 3-5 Minuten ziehen, bis die Nudeln gar sind.



Erst jetzt geben wir den Szechuanpfeffer dazu und servieren das Mapo Doufu mit der Garnitur auf Nudeln.





Zutaten (wir essen das zu zweit, sind hier aber kein Maßstab, es reicht also auch für vier Personen):

250 g Weizennudeln
250 g Tofu
250 g Hackfleisch vom Schwein
1 EL geriebener Ingwer
1 TL geriebener Knoblauch
3 Rote Chilis, in Ringe geschnitten

1 EL dunkle Misopaste
1 EL Hoisinsauce
2 EL Sojasauce
1 TL Tomatenmark
6 EL Wasser

2 EL Sherry
1 EL Rotes Chiliöl
1 EL Kochöl
- Garnitur -
1 Frühlingszwiebel, in Streifen geschnitten
ggf. 1/2 Schlangengurke, entkernt und in Streifen geschnitten
ggf. Handvoll Sojasproßen, blanchiert

23.01.2009

Phở Bò - Vietnamesische Rindfleischsuppe mit Reisnudeln und Kräutern



"Können wir nicht eine heiße Suppe machen?" fragte Mitesserin. "Darauf habe ich bei dem Regenwetter richtig Lust."
Also gab es heute, nicht zuletzt, weil wir den Kühlschrank noch voller Kräuter u.a. von meinem gestrigen Asia-Shop-Besuch hatten, Phở Bò, eine traditionelle vietnamesische Rindfleischsuppe mit Reisnudeln, in die würzige Kräuter, Zwiebeln, Chilis und Sojasprossen erst kurz vor dem Verzehr eingelegt werden, damit sie knackig frisch bleiben. Phở gibt es in verschiedenen Variationen, als Phở Gà mit Huhn oder als Phở Tò mit Garnelen, zu jeder Tageszeit und an fast jeder Straßenecke in Vietnam. Das Innere eines Phở-Shops kann man z.B. hier sehen.



Als Basis brauchen wir eine kräftige Rinderbrühe, entweder selbst aus Rinderknochen und Wasser gekocht, oder, wenn es schnell gehen soll, wie bei uns heute, aus dem Schraubglas. Zusammen mit einer Zimstange, Kardamom, Sternanis, Piment, Ingwer und der Fischsauce (vietnamesische Nuoc Mam) köchelt die Brühe rund 20 Minuten vor sich hin.

In der Zwischenzeit können wir ein Rumpsteak in dünne Scheiben und die Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden.



Dann bereiten wir das "Grün" vor und schneiden die Chilis schräg in kleine Ringe, spülen die Sojasproßen, die Thai-Minze, den Koriander und das Thai-Basilikum mit kaltem Wasser ab, achteln eine Limette und richten alles auf einem Teller an. Von dieser "Einlagenplatte" kann sich beim Essen jeder nach eigenem Gusto bedienen, um seine Suppe zu würzen.

Jetzt nehmen wir mit einer Schaumkelle den Ingwer, Kardamom, Sternanis, Piment und Zimt aus der Brühe und geben die Reisnudeln hinein. Nach ca. 6 Minuten, kurz bevor die Nudeln bißfest gegart sind, geben wir das Rindfleisch dazu und nach einer weiteren Minute die Frühlingszwiebeln. Die Suppe servieren wir dann sofort in Schälchen und schauen gespannt, was unsere Gäste mit dem "Grün" anfangen.




Zutaten für 2 Personen:

1 L Rinderbrühe
2 Sternanis
2 Pimentbeeren
1 Zimtstange
1 Kardamomkaspel
1 Stück Ingwer, geschält, daumengroß, in 2-3 Stücke geteilt
1 EL Fischsauce (Nuoc Mam)
200 g breite, flache Reisnudeln
1 Rumpsteak
1 Bd. kleine Frühlingszwiebeln
1 Bd. Koriandergrün
1 Bd. Thai-Minze
1 Bd. Thai-Basilikum
4 rote Thai-Chilis
1 Handvoll Sojasprossen
1 Limette

22.01.2009

Tom Kha Gai (ต้มข่าไก่) - Thailändische Kokosmilch-Hühnersuppe mit Reiseinlage




Gestern hatte ich mir die zweite und wohl für mich vorerst letzte Ausgabe der Effilee gekauft, die für meinen Geschmack für 6,80 € entschieden zu wenig Inhalt und zuviel Werbung und viel zu viel Mode bringt. Erinnert mich ingesamt zu sehr an H.O.M.E. Bis sich daran etwas ändert, kann ich die Rezepte und einen Teil der Portraits auch im noch immer sehr informativen Effilee-Portal (ehemals: http://www.kochpiraten.de/) online nachlesen.

Was mich allerdings bereits beim ersten Durchblättern ansprang, war eine thailändische Kokosmilch-Hühnersuppe namens Tom Kah Gai. Und da ich bis auf den frischen Koriander und die Hühnerbrustfilets alles da hatte und diese noch fehlenden Sachen rasch eingekauft waren, probierte ich das Rezept direkt aus.

Die thailändischen Schriftzeichen in der Titelzeile habe ich übrigens von hier geklaut, dort kann man auch hören, wie man "Tom Kah Gai" ausspricht. Nämlich genauso, wie man es schreibt.



Das alles lässt sich gut zu Hause auf Vorrat lagern: Kokosmilch in der Dose, Fischsoße (thailändische Nam Pla oder vietnamesische Nuoc Mam), schwarze Chilipaste (Nam Prik Pow), Galgant (hält im Schraubglas im Kühlschrank ewig), Limettenblätter (Bai ma grood) lassen sich gut einfrieren, Zitronengras kann man bereits zerhackt und tiefgefroren kaufen, Zucker wird jeder da haben, grüne Thai-Chilis und Limetten müsste man dann ebenso wie den Koriander, von dem ich noch nicht wirklich herausbekommen habe, wie man ihn länger als ein paar Tage lagern kann, frisch einkaufen.



Zunächst habe ich ein kleines Stück Galgant geschält und in 6 dünne Scheiben geschnitten. Die Hühnerbrustfilets wurden ebenfalls kleingeschnitten. In Schälchen habe ich, weil Mise en place bei Asia-Food die halbe Miete ist, 2 EL braunen Zucker, 5 EL Fischsauce, den Saft von 3 Limetten und entkernte und in feine Ringe geschnittene Chilis bereitgestellt. Den zerzupften Koriander habe ich in ein Schüsselchen mit kaltem Wasser getan, man kann ihm sonst dabei zusehen, wie er schlaff und lappig wird.

Die Schale der Limetten habe ich, was jetzt eigentlich off topic ist, vorher mit meinem neuen Microplane-Zester abgehobelt und mit etwas zerstoßenem Meersalz und Pfeffer in einem Schälchen zum Trocknen zur Seite gestellt, ein prima Fischgewürz für irgendein anderes Gericht.



Die Hälfte der Kokosmilch, die Galgant-Scheiben, das Zitronengras und die Limettenscheiben wurden kurz zusammen aufgekocht und bekamen dann Besuch vom Huhn, dem Zucker und der Fischsauce. Alles durfte dann solange weiterköcheln, bis das Huhn gar war, also rund 5 Minuten.

Anschließend wurde die restliche Kokosmilch dazugegeben und alles noch einmal kurz zum Kochen gebracht.

Serviert wurde die Suppe dann mit Limettensaft, pro Portion 1 TL Chilipaste (die je nach Konsistenz mit etwas warmen Wasser oder Öl verdünnt werden kann) und Chiliringen nach persönlichem Geschmack und Schmerzempfinden. Und da ich mächtig Hunger hatte, gab es als Einlage noch Reis. Schmeckte klasse, wird hier ab jetzt öfter gekocht.





Zutaten für 2-4 Personen (je nachdem, ob Reis dabei ist oder nicht):

400 g Kokosmilch (1 Dose)

250 g Hühnerbrustfilet
6 dünne Scheiben Galgant
5 EL Fischsauce
3 TL schwarze Chilipaste (Nam Prik Pow)

2 EL brauner Zucker
2 EL Zitronengras
5 Limettenblätter (Bai ma grood)
4 grüne Thai-Chilis, in feine Ringe geschnitten
Saft von 4 Limetten
Koriander, reichlich

20.01.2009

Dahi vada - Linsenbällchen in Joghurtsauce



Ich hatte, als ich mit Mitesserin das letzte Mal in Berlin war, im sehr empfehlenswerten Charlottenburger Kabir als Vorspeise "Dhai Bhalle für eins Person" gegessen. Unabhängig davon, dass die Portion auch für drei Personen gereicht hätte, haben mich die kleinen Linsenbällchen in Joghurtsoße, die durch ein Tamarindenchutney eine tolle, leicht süßliche Säure hatte, umgehauen.

Wenigodergarnichtfleischessern müssten die Linsenbällchen, die Vada, eigentlich gut gefallen, auch ohne Joghurt (Dahi), denn sie sind fritiert von der Haptik her ein wenig wie Hackfleischbällchen und wahrscheinlich ebenso vielseitig kombinierbar.

Ich hatte dann vor zwei Monaten mal versucht, das Ganze nachzukochen, hatte aber (ungeschälte) schwarze Urd-Bohnen anstatt Urid-Linsen genommen, was auch sehr gut schmeckte, aber über Nacht zu einigem Magengrummeln führte. Letzte Woche hatte ich dann im Asia-Shop eine Packung bereits geschälter Urid-Linsen gekauft, es noch einmal versucht und siehe da, es war gut.



Die Urid-Linsen habe ich erst einmal gut abgewaschen - genau wie bei Reis, also Wasser zu den Linsen gießen, vorsichtig abschütten, so oft wiederholen, bis das Wasser klar ist - und über Nacht in der doppelten Menge Wasser quellen lassen. Als Vorspeise für zwei bis drei Personen sollte eine Tasse voller Linsen reichen.

Die Linsen habe ich dann abgeschüttet, püriert und anschließend mit 1 gestrichenen TL Salz, 1 TL Cuminpulver, 1 EL geriebenem Ingwer und zwei kleinen grünen Thai-Chilis, entkernt und fein gehackt, abgeschmeckt.


Im Wok habe ich einen halben Liter hocherhitzbares Öl auf ca. 180°C erhitzt und die Linsenmasse, in kleine Bällchen gerollt, peu à peu ausfritiert. Ich nehme zum Fritieren und auch für Wok-Gerichte meist Sojaöl, das einen sehr hohen Rauchpunkt (rund 235 °C) hat und geschmacksneutral ist. Die Masse ergibt ein Dutzend kleiner Bällchen, die sich am besten mit feuchten Händen formen lassen. Die fritierten Bällchen habe ich auf Küchenkrepp abtropfen und auskühlen lassen, was relativ flott geht.



Das "Altöl", das sich im dünnwandigen Wok rasch abkühlt, gieße ich nach Gebrauch durch ein Sieb in ein leeres Schraubglas (hier war es ein Gurkenglas) und stelle es in die Speisekammer. Das Öl kann ich jetzt noch mindestens ein halbes Dutzend Mal als Fritieröl benutzen, bevor ich es entsorge.

Nachdem die Bällchen abgekühlt sind, lasse ich sie in einer Schüssel mit kaltem Salzwasser für 15 Minuten ziehen. Sie nehmen dann besser die Joghurtsauce auf. In der Zwischenzeit verdünne ich 450 g Joghurt natur - das entspricht drei kleinen Bechern - mit ca. 80 ml Milch und schmecke ihn mit ca. 1 gestrichenen TL Salz ab. Der Joghurt soll salzig schmecken.

Nachdem ich vorsichtig aus den Bällchen das Wasser gedrückt habe, lege ich sie in ein flaches Gefäß - hier war es eine kleine Auflaufform - und gieße den Joghurt darüber, bis sie bedeckt sind. Anschließend dekoriere ich alles mit Tamarindenchutney, Cuminpulver, rotem Chilipulver und Garam-Masala-Pulver. Letzteres kann man auch fertig in jedem Asia-Shop kaufen, ich habe hier aber eine selbstgemachte Mischung genommen (wie hier, nur in einer alten elektrischen Kaffeemühle zu feinem Pulver gemahlen). Der süßlich säuerliche Geschmack des Tamarindenchutneys ist für dieses Gericht unverzichtbar. Ich habe ein fertiges Chutney aus dem Asia-Shop genommen, das so gut ist, dass sich ein Selbermachen kaum lohnt.



Das Ganze kann jetzt ab in den Kühlschrank, um mindestens 1 Stunde zu ziehen. Man kann natürlich auch eine größere Portion quasi auf Vorrat machen, die Bällchen sollten sich in der Joghurtsauce im Kühlschrank mindestens zwei Tage halten. Das Gericht ist übrigens weniger aufwendig zuzubereiten, als es auf den ersten Blick wirkt.

Halb gegessen - Mitesserin war schneller als die Kamera - sieht das dann so aus.




Zutaten für 2-3 Personen:
- 1 Tasse geschälte Urid-Linsen
- 2 grüne Thai-Chilis (die ganz kleinen), fein gehackt
- 1 daumengroßes Stück Ingwer, gerieben
- 450 g (3 Becher) Joghurt natur
- 80 ml Milch
- 1 TL Cuminpulver
- 1/2 l hocherhitzbares Öl
- Tamarindenchutney
- Rotes Chilipulver
- Garam-Masala-Pulver

18.01.2009

Endiviendurcheinander mit Panhas




Das ist als Rezept so einfach, dass ich mich ein wenig dafür schäme und als Gericht mit so viel Kindheitserinnerungen verbunden, dass ich mich immer freue, wenn ich es essen kann. Mitesserin ist immer etwas skeptisch, wenn ich mit Gerichten ankomme, die ich als Kind oft gegessen habe, weil sie aus Erfahrung weiß, das sie häufig irgendetwas mit Blut und Innereien zu tun haben.

Endiviendurcheinander mit Panhas war ein für die ehemaligen Bergarbeitersiedlungen in und rund um die Revierstädte Oberhausen, Essen und Duisburg typisches Gericht, das aus einfachen Zutaten bestand, die man selbst im Garten hinter dem Haus anbauen bzw. günstig beim Metzger kaufen konnte. Die benachbarte Stadt Mülheim a.d. Ruhr versucht übrigens hier auf ihrer Website schamlos den Eindruck zu erwecken, sie sei die Wiege des Endiviendurcheinanders, weil sie dafür ein Dialektwort habe, nämlich „Endivien dore-in“, obwohl dies nur beweist, dass man dort noch nie anständig sprechen konnte. Leider wird diese Behauptung ohne weitere Nachprüfung sogar von den Wiki-Schreiberlingen übernommen.

Panhas wirkt auf Fotos eigentlich ganz sexy, finde ich.





Für die Herstellung von Panhas nahm man früher die Fleischbrühe, die beim Kochen von Wurst anfiel, oder man kochte - das völlig zu Unrecht gering geschätzte - Kopffleisch vom Schwein. Die Brühe wurde mit Schweineblut und Buchweizenmehl, kleingeschnittenem Kopffleisch oder Kleinfleisch und Speck vermischt. Gewürzt mit Zwiebeln, Majoran, Thymian, Nelken, Salz und Pfeffer ließ man die Masse in Terrinenformen erkalten. Panhas ist in etwa vergleichbar mit Grützwurst, die vielleicht bekannter ist.

Für das Endiviendurcheinander braucht man zunächst grob gestampften Kartoffelbrei, also habe ich zunächst mehligkochende Kartoffeln in Salzwasser gegart.



Den Endiviensalat habe ich in der Zwischenzeit gut und mehrmals gewaschen, weil sich in den krausen Blättern ziemlich viel Erde fängt. Anschließend habe ich die Blätter gut abtropfen lassen, mehrere übereinandergelegt und in Streifen geschnitten, was meiner Meinung nach am Besten mit einem großen Wellenschliffmesser geht.



Die Kartoffeln habe ich abgegossen und dann zusammen mit Milch, Sahne und Butter - vorher zusammen so erwärmt, dass die Butter geschmolzen ist - grob zerstampft, mit Apfelessig, Salz, Muskat und etwas Pfeffer leicht säuerlich abgeschmeckt und anschließend mit dem geschnittenen Endiviensalat vermischt.



Das in ca. 15 mm dicke Scheiben geschnittene Panhas habe ich in Butterschmalz (z.B. Butaris) beidseitig anbraten, bis außen eine schöne Kruste entstanden ist.



Dazu habe ich noch einen rote Beete-Salat gemacht, dessen Säure gut zum würzigen Panhas passt und der das Gericht auch farblich gut ergänzt. Dafür habe ich rote Beete, die ich meist vorgekocht kaufe, in mittelgroße Würfel geschnitten. Für das Dressing habe ich den Saft einer Zitrone mit einem Teelöffel Dijonsenf, einem Eßlöffel Ahornsirup, Salz und Pfeffer vermischt und dann mit Olivenöl zu einer glatten Emulsion aufmontiert. In einem kleinen Pfännchen habe ich im Mörser grob zerstoßene Walnüsse mit etwas Zucker geröstet. Das ist nicht nur Spielerei, die Nüsse erhalten so einen interessanten Karamellgeschmack und bleiben, auch wenn man sie zum Salat gibt, knusprig.

Beim Anrichten merkte ich dann, dass wir ganz dringend größere Teller brauchen,-)



Zutaten für drei gute Esser:

3 Scheiben Panhas a 1,5 cm
Butterschmalz
ca. 1/2 Kopf Endiviensalat
ca. 8 mehligkochende Kartoffeln
ca. 80 ml Milch
ca. 60 ml Sahne
ca. 1 EL Apfel- oder Weißweinessig
ca. 60 g Butter
Muskat, gerieben
Salz
Pfeffer

4 Rote Beete-Knollen, gekocht
4-6 Walnüsse, grob zerstoßen
1 Prise Zucker
1 Zitrone
1 TL Dijonsenf
1 EL Ahornsirup
Olivenöl
Salz
Pfeffer

13.01.2009

Gadget-Alarm: Microplane Classic 40020 Zester/Grater



Zum Jahresanfang hatte ich mir hier für weniger als 20 Euro eine Microplane-Reibe aus der alten Classic 40000-Serie, und zwar den Zester/Grater 40020, gekauft. Die Reiben, die ursprünglich für die Holzbearbeitung entwickelt worden sein sollen - was erst einmal wie eine clevere Marketinglegende klingt - haben es mir schon lange angetan, erschienen mir allerdings überflüssig, weil wir zu Hause bereits eine stattliche Sammlung unterschiedlicher Reiben hatten, wobei die meisten ungeklärter Herkunft waren, was den Hersteller anging (was grundsätzlich kein Manko sein muss). Diese habe ich mittlerweile, soviel kann ich bereits veraten, bis auf eine alte große Standreibe, die mir irgendwie ans Herz gewachsen ist und eine kleine Parmesantischmühle, die Mitesserin mal aus Italien mitgebracht hatte, entsorgt. Da ich im Netz zwar viele Stimmen zu den Microplane-Reiben, die ja nun schon eine Zeitlang auf dem Markt sind, gefunden habe, mir aber trotzdem kein richtiges Bild machen konnte und insbesondere nirgendwo sehen konnte, wie denn nun das jeweilige Reibergebnis aussieht, machte ich mich selber daran, einen kleinen Testbericht zu schreiben, zumal ich heute wieder mit einem Posting an der Reihe war.

So sieht die Microplane 40020 dann aus. Sie ist insgesamt 32,3 cm lang, die Reibfläche ist 20,3 cm x 2,5 cm.




Sie wird mit einer Steckhülle geliefert, was ganz praktisch ist, wenn man die Reibe mal woanders hin mitnehmen oder in einer Schublade mit anderen Küchenwerkzeugen aufbewahren will.



Der Knubbelgriff aus Kunststoff liegt sehr gut in der Hand und macht es einfach, die Reibe auch über längere Zeit sicher und unverkrampft zu benutzen. Das hat allerdings, wie fast alles auf der Welt, auch einen Nachteil: Er trägt nämlich in einer Messertasche ziemlich auf, was wohl der Grund dafür sein dürfte, warum die Metallgriffe der Professional Serie - die mir persönlich nicht gefielen - erheblich flacher ausfallen.



Die Zähne der U-förmigen Reibe sind sehr scharf. Und ich meine wirklich sehr scharf. Sie zerquetschen bzw. zerreißen nicht, wie es viele meiner anderen Reiben getan haben, das Schneidgut, sondern sie zerschneiden es, und das ziemlich sauber. Und ohne jeden Kraftaufwand.
Laut Microplane ist die 40020 vornehmlich als Reibe für Parmesan, Ingwer und die Schale von Zitrusfrüchten gedacht. Sie verwandelt Parmesan in so feinen Schnee, dass man eine große Menge geriebenen Käse hat, ohne tatsächlich viel abgehobelt zu haben. Sie reibt Ingwer ebenfalls sehr fein, wobei das Ergebnis saftig bleibt (ich habe bei meiner bisherigen Ingwerreibe immer das Problem gehabt, dass sie meist ein Häufchen eher trocken aussehenden Ingwer, ein paar Holzfäden und viel Ingwersaft produzierte). Bei Zitrusfrüchten frisst sie sich nicht so tief in die Schale, dass man auch das bittere Weiße abreibt, sondern bleibt schön an der Oberfläche. Schokolade und auch Muskatnüsse (wofür es noch einmal eine spezielle Reibe bei Microplane gibt) sind ebenfalls kein Problem. Schön ist auch, dass das Schneidgut nicht überall auf der Arbeitsplatte, sondern überwiegend innerhalb der U-förmigen Reibeninnenseite bleibt.
Damit man sich das besser vorstellen kann, habe ich mal verschiedene Ergebnisse (Zitrone, Parmesan, Ingwer, Schokolade und Muskat) fotografiert.






Verletzten kann man sich, wenn man etwas vorsichtig und kein Grobmotoriker ist, eigentlich nicht. Wer trotzdem Angst hat, kann sich ja einen schnittfesten Handschuh kaufen.



Die Reibe ist laut Hersteller spülmaschinenfest. Ausprobieren muss ich das wohl nie, weil sich die Reibe unter fließendem Wasser leicht abspülen lässt. Die Reibfläche ist entgegen der Schneiderichtung glatt. Man kann daher problemlos mit den Fingern, einem Spülschwamm oder einem Handtuch darüber rubbeln.

Einen Wermutstropfen habe ich aber: der Griff weist dort, wo die Reibfläche herauskommt, eine kleine Hohlung auf, in der sich Schneidgut sammeln kann, wenn man die Reibe nicht sofort nach Gebrauch kurz abspült. Das ist überflüssig und ziemlich idiotisch bei einem ansonsten super durchdachten Produkt.



Idiotisch ist eigentlich auch, dass die Reibe so verdammt gut ist und eigentlich alles mit anständigem Ergebnis reiben kann, was nicht ohnehin unter das Messer oder in einen Mörser gehört. Wenn ich sie noch nicht hätte, würde ich sie glatt wieder kaufen!

11.01.2009

Choucroute bien garnie avec krakowska smażona



Mein Beitrag zur französisch-polnischen Völkerverständigung. Wie ich hier bereits erzählte, kaufte Mitesserin vor ein paar Tagen in unserem Lieblingspolnischelebensmittelladen mit Hunger ein und brachte tütenweise verschiedene Krakauer, mild geräucherten Speck und Rippchen mit nach Hause.

"Ich will am Wochenende Sauerkraut mit Kartoffelpüree und viel Wurst und Speck!" sagte sie und riß die Einkaufstüten auf. "Ist das nicht toll? So viel Wurst?"
"Ohje," seufzte ich, sah auf mein über Weihnachten leicht gewachsenes Bäuchlein herab und warf erst einmal alle insoweit gefassten guten Vorsätze über Bord.

Schon als ich in der letzten Woche in Bollis wunderbarem Bolli's Kitchen-Blog Bilder von einem Choucroute garnie sah, dachte ich im Stillen, dass die Elsass-Variante eigentlich genauso gut wie unsere bisherige Lieblingsschmorkrautvariante (kapusta zasmazana) schmecken sollte. Ich sage "sollte", weil das Choucroute mit Beilagen, dass wir in der Gegend zwischen Elsass und Lothringen häufiger - und wir sind wirklich häufig dort - ausprobiert haben, fast immer total verkocht war. Auch bin ich der Meinung, dass, was Wurst im Allgemeinen angeht, kein Land der Welt Polen das Wasser reichen kann. Also orientierte ich mich an Bollis Rezept, passte aber die Garzeiten an und nahm, wie man auf dem Bild unten sehen kann, "richtige" Fleischwaren.



Zunächst setzte ich das Sauerkraut an. Das machte ich fast genauso wie Bolli. 1,5 kg Sauerkraut, 2 gute TL Salz, 3 große Zwiebeln (keine Gemüsezwiebeln), 2 Knoblauchzehen, ein halbes Dutzend Lorbeerblätter, die ich vorher einmal kurz unter heißes Wasser gehalten habe, ein Dutzend Wacholderbeeren, 2 bis 3 Pimentbeeren, rund 125 g Butter und ein Glas trockener Riesling. Und so sah das Ganze dann aus, bevor es für rund 60 Minuten - mit Deckel - bei 180°C Umluft in den Ofen ging.



Nach rund einer Stunde habe ich das Sauerkraut aus dem Ofen geholt, einmal kurz durchgerührt und die zerteilten Rippchen auf das Sauerkraut gelegt. Dann ging es - wieder mit Deckel - für 30 Minuten zurück in den Ofen.



Anschließend legte ich den Speck zu den Rippchen und packte alles -gedeckelt - für weitere 30 Minuten in den Ofen. Schließlich schmeckte ich das Sauerkraut noch einmal mit etwas Salz ab, legte die Würste ganz nach oben und gab alles für weitere 30 Minuten im Ofen.

Dazu gab es Kartoffelpüree - Salzkartoffeln kochen, mit Milch und Butter und etwas geriebener Muskatnuss zerstampfen - und den restlichen Riesling.
Vorher haben wir uns mit einem Gläschen Wódka Mut angetrunken und hinterher mit einem weiteren Gläschen Wódka - nämlich Wódka Żołądkowa Gorzka, was übersetzt soviel heißt wie "bitterer magenfreundlicher Wodka", und ein mit Likör versetzter Wodka ist, der nach Honig, Wacholder und, leicht, nach Orange, schmeckt - den Magen besänftigt. Na zdrowie!




Zutaten für ein Sauerkraut-Wochenende zu zweit

Sauerkraut und Garnierung:

- rd. 1,5 kg Sauerkraut (z.B. das erstaunlich gute
Aldi-Sauerkraut)
- 3 große Zwiebeln, grob gewürfelt
- 2 Knoblauchzehen, verhauen
- 6 getrocknete Lorbeerblätter
- 12 Wacholderbeeren
- 2-3 Pimentbeeren
- 125 g Butter
- 1/8 l Riesling, trocken
- 2-3 TL Salz
- viel Rippchen, Speck, verschiedene Krakauer Würste

Kartoffelpüree pro Tag:

- 6 mittelgroße, mehlig kochende Kartoffeln
- ca. 100 ml Milch
- ordentlich Butter
- 1 Prise Muskatnuss, gerieben
- erforderlichenfalls 1 Prise Salz

Frühstück, englisch angehaucht








"Frühstücken wie ein König" - dieses Motto könnte auch von mir stammen, denn das Frühstück ist - zumindest am Wochenende, wenn ausreichend Zeit dafür vorhanden ist - meine Lieblingsmahlzeit und darf gerne etwas opulenter ausfallen. Heute morgen hatte ich Lust, dem Frühstück neben dem English Breakfast Tea, der am WE ohnehin immer dabei ist, noch etwas mehr englisches Flair einzuhauchen. Was aber nicht heißen sollte, dass es ein "Full English Breakfast" gegeben hätte..., nein, dieses fetttriefende Cholesterin-Paket kommt bei mir nicht auf den Tisch. Ich bin ja sonst ein großer GB-Fan, aber beim Frühstück streike ich - gebratene Blutwurst, Rührei mit Speck (oder vielmehr Speck mit Rührei) und in Fett schwimmend gebackenes Brot oder gar gebratener Hering mit Erdbeermarmelade (!!!) sind nicht unbedingt mein Fall. Da halte ich mich dann in englischen B&Bs lieber an kalten verbrannten Toast mit Orangenmarmelade oder Cornflakes, oft sehr zur Verwunderung der englischen Gastgeber, die das meist gar nicht verstehen können.
Das Cornflakes-Angebot in GB ist übrigens unübertroffen. Schon zu Zeiten, als sich hier die "Auswahl" im Supermarkt auf Standard-Cornflakes, Frosties und Honig Smacks beschränkte, gab es dort regalweise spannende Sachen, wie z. B. ballaststoffreiche All-Bran-Flakes und zig andere Variationen.
Aber ich schweife ab - bei mir ging's heute morgen also englisch zu, und zwar mit Scones. Das ist ein typisch englisches Gebäck und wird normalerweise nachmittags gereicht. Es ist wichtiger Bestandteil eines echten "Cream Tea", das ist eine Spezialität, die ursprünglich aus Cornwall stammt, sie besteht neben einer Kanne Tee aus Scones, die klassischerweise mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade gegessen werden. Es sind sehr süße, ausgesprochen krümelige, brötchenartige Gebilde. Da ich einigen Internetforen entnommen hatte, dass es wohl ziemlich schwierig sei, sie selbst zu backen (meist kommen dabei wohl knüppelharte Gummibälle heraus), habe ich ausnahmsweise mal das ungeschriebene Gesetz gebrochen, dass mir keine Backmischungen ins Haus kommen und habe mir bei der letzten Bestellung im British Shop (http://www.the-british-shop.de/) eine Scones-Backmischung mitbestellt, die dann heute zu ihren Ehren kam. Damit war es auch ausgesprochen einfach: 1 Ei mit 70 ml Milch verrühren, zu der Backmischung geben und zu einem glatten Teig verkneten, 10 min. ruhen lassen, 2 cm dick ausrollen, 6 Scones von 6 cm Durchmesser ausstechen und 10-12 min. bei 180° C Umluft backen. Schon ist das Frühstück fertig.
Auf die Clotted Cream - eine ganz dick geschlagene Sahne mit einem Fettgehalt von mindestens 55 % -, die hier glücklicherweise nur in Feinkostläden oder über den Versandhandel erhältlich ist, habe ich dann allerdings verzichtet und sie durch Magerquark ersetzt (für einen echten, Fett gewohnten Briten vermutlich ein Sakrileg...) und auch die Erdbeermarmelade, die ich leider nicht im Kühlschrank hatte, gegen einen Sanddorn-Orange-Fruchtaufstrich ausgetauscht. Schmeckte natürlich nicht ganz so göttlich wie bei einem echten Cream Tea, den ich in England schon genossen habe, aber trotzdem sehr gut und war für meinen Magen, der leider nicht englisch-robust ist und auf zu viel Fett mit Grummeln reagiert, sicher wesentlich weniger arbeitsintensiv als das englische Original (warum das nicht automatisch mit zwei Rennies serviert wird, ist mir immer noch ein Rätsel).
Dazu gab es noch frisch gepressten O-Saft, eine Grapefruit und eine Gold-Kiwi. Die übrig gebliebenen Scones gibt es dann heute nachmittag stilecht zum Five o'clock Tea, allerdings wieder nur mit Quark statt Clotted Cream.
Die etwas eigenwillige Übersetzung von "raising agents" als "Backbetriebsmittel" hat den Backbetrieb übrigens nicht weiter behindert...